Die Berliner Mauer: 30 Jahren seit der Wiedervereinigung, hat Deutschland aber eine einheitliche kulturelle Identität?

Deutschland war schon immer eine Mischung von vielen verschiedenen kulturellen Identitäten. Auch
nachdem Bismarck im Jahr 1871 alle einzelnen Fürstentümer vereint hatte, haben manche ihre
eigenen wunderbaren, individuellen Kulturen bis heute bewahrt. Die kulturellen Traditionen von
Bayern, zum Beispiel, können sich stark von den Städten im Norden wie Bremen oder Hamburg
unterschieden. Das bedeutet aber nicht, dass Deutschland kein vereinigtes Land ist. Es gibt andere
Faktoren, nicht nur die Politik, sondern auch die Wirtschaft, die zu berücksichtigen sind.
Politisch erlitt die Einheit Deutschlands im Kalten Krieg einen riesigen Schlag. Mit dem Bau der
Berliner Mauer wurde die Spaltung zwischen der DDR und der BRD zementiert. Aber als Deutschland
am dritten Oktober 1990 wiedervereinigt wurde, begann eine große Feier. Der Tag der Deutschen
Einheit ist heute noch der einzige Bundesfeiertag, und verkörpert die Einheit als eine Feier aller
regionalen Kulturen. Hier sehen wir, dass kulturelle Bindungen immer stabiler und weitreichender
als politische sind, und die Mauer könnte das nie ändern. Trotzdem, für die Jugend von heute, die
keine direkte Erfahrung mit dieser Spaltung hatten, ist Einheit wieder normal. Obwohl sie vielleicht
unter dem politischen Einfluss ihrer Eltern aufgewachsen sind, sind Politik und Kultur immer noch
zwei sehr unterschiedliche Dinge.
Deshalb, kulturell, ist Deutschland nicht mehr geteilt als irgendein Land und eigentlich einheitlicher
als je zuvor, obwohl verschiedene geografische Gebiete sich unterschiedlich entwickelt haben. Kunst
gehorcht nicht sozialen oder politischen Spaltungen, und die Jugendlichen auch nicht. Es ist die
Jugend, die Deutschland auf dem ständigen Weg zur vollen Einheit führen wird, weil Einheit nicht
Gleichheit bedeutet, aber es bedeutet eine gegenseitige Toleranz.
Francesca Harkness